Thema: Stiller Leser
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Alt 24.07.16
rudizabudi rudizabudi ist offline
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rudizabudi befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
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Servus stotzout,

auch ich heiße dich herzlich willkommen hier.

Da diese Vorstellungskategorie m.E. etwas offener ist und ich mir Folgendes eh schon länger denke, hier mal ein kleiner (vielleicht etwas zu phiolosophischer) Ansatz:

Alle Trader, die erfolgreich sind, sagen, dass es mehreren Jahren der Ausbildung und der Selbstkonditionierung bedarf, um ein erfolgreicher Trader zu werden. Sind wir daher so vermessen, auch wenn wir schon solange dabei wären und manuell erfolgreich sind, dass wir diesen Prozess, den wir über Jahre hinweg unserem Gehirn eingebläut haben, innerhalb weniger hundert Codezeilen automatisieren können?

Erfolgreiche Trader handeln ihre Strategien immer vor dem Hintergrund ihrer enormen Erfahrung als Trader. Emotionen sollten nach allgemeiner Meinung der Trader zwar wie der Teufel das Weihwasser scheuen, aber dennoch ist wohl niemand frei davon. Bei Experten wird das dann einfach Erfahrung genannt, was deren Einsatz von Strategien maßgeblich steuert.

Beispiel 1. Brexit: Die letzten Umfragen vor der eigentlichen Wahl standen auf etwa 52:48 gegen einen Brexit und die dt. Medien versprühten alle Zuversicht. Die Märkte hatten es mit kleinen Aufwärtsbewegungen bereits eingepreist. Was denkt sich hierbei ein Trader und ein EA? Ersterer wohl, insofern er rational agiert, dass dieser Vorsprung verdammt gering ist und er sich lieber mal einige Tage zurücklehnt (Emotion: Angst und Ungewissheit). Der EA denkt sich: " WTF ist Brexit? O.o Habe ich keinen Input dazu."

Beispiel 2. Absturz des Ölpreises und Korrelation auf weitere Märkte gegen Anfang des Jahres. Normalbürger denkt sich: "Geil, billig tanken. BP, Shell etc. werden die niedrigen Preise nicht gefallen, aber alle anderen Firmen, die Kraftstoffe benötigen, wie Fluggesellschaften, Autovermietungen usw. wird dies beflügeln." Tatsächlich war es aber so, dass die Preise schon länger rapide nach unten gingen und die Staatsfond der Ölforderländer massiv ihre Wertpapierbestände abbauten, um deren Gewinnrückgang abzufedern. Dies führte nach Angebot und Nachfrage zu sinkenden Kursen. Auch hier denkt sich der EA sich : "Ich bekomme nur Forex Daten. Keine Ahnung was WTI gerade macht". Der Trader hingegen weiß, dass sich die Lage nicht verbessern wird, solange der Ölpreis nicht steigt, und wird sich daher nicht long positionieren.

Um auf ein Fazit zu kommen: Ein EA generiert aufgrund seines Tunnelblicks auf einen bestimmten Markt nur sehr wenige Variabeln. Das Gehirn hingegen nimmt hingegen sehr vieles wahr und filtert auch dementsprechend. Dazwischen muss von dem Anwender des EAs eine Brücke geschlagen werden. Dies kann m.E. entweder dadurch geschehen, dass du versuchst dem EA (d)ein menschliches Handeln anzuprogrammieren oder man erkennt selbst für den EA renditereiche Marktphasen und setzt den EA nur dementsprechend ein.
Es geht also um ein (subjektives) Filtern der Marktlage und das wirkliche 1:1 Kopieren der menschlichen Handlung.

Sollte jetzt einfach mal ein kleiner(viel zu lange geratener) Einwurf sein, welche Erfahrungen ich mit EAs gemacht habe, die auf einer guten manuellen Strategie beruhen, aber im ersten Schritt nicht erfolgreich sind.

Beste Grüße,
Flo

P.S: Ich selbst versuche mich gerade an der mathematischen Definition des "Vorteils" nach Birger Schäfermeier (siehe Youtube), um diesen als Filter zu verwenden.