Thema: Stiller Leser
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Alt 24.07.16
stotzout stotzout ist offline
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stotzout befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
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Hallo,
ich nehme mir die Freiheit deinen Beitrag teilweise zu zu kritisieren, um eine Diskussion zu fördern.

Servus stotzout,

auch ich heiße dich herzlich willkommen hier.
Danke!

Da diese Vorstellungskategorie m.E. etwas offener ist und ich mir Folgendes eh schon länger denke, hier mal ein kleiner (vielleicht etwas zu phiolosophischer) Ansatz:

Alle Trader, die erfolgreich sind, sagen, dass es mehreren Jahren der Ausbildung und der Selbstkonditionierung bedarf, um ein erfolgreicher Trader zu werden. Sind wir daher so vermessen, auch wenn wir schon solange dabei wären und manuell erfolgreich sind, dass wir diesen Prozess, den wir über Jahre hinweg unserem Gehirn eingebläut haben, innerhalb weniger hundert Codezeilen automatisieren können?
Kurzfristig funktionierende Handelsroboter können definitiv in weniger als 100 Codezeilen geschrieben werden.

Langfristig funktionierende Handelsroboter bedarf es einer Künstlichen Intelligenz, die nicht nur eine Chartanalyse eines Forex betreibt, sondern jede einzelne Aktie des Forex für sich bewertet um anschließend einen Handlung vorzunehmen.

Das ist dann auch der Große Unterschied zu den Handelsrobotern der Hedge Fonds und unseren "mickrigen" Programmen, die nur nach statistischen Vorteilen ausgelegt sind um diese dann für eine relativ kurze Zeit auszunutzen.


Erfolgreiche Trader handeln ihre Strategien immer vor dem Hintergrund ihrer enormen Erfahrung als Trader. Emotionen sollten nach allgemeiner Meinung der Trader zwar wie der Teufel das Weihwasser scheuen, aber dennoch ist wohl niemand frei davon. Bei Experten wird das dann einfach Erfahrung genannt, was deren Einsatz von Strategien maßgeblich steuert.

Beispiel 1. Brexit: Die letzten Umfragen vor der eigentlichen Wahl standen auf etwa 52:48 gegen einen Brexit und die dt. Medien versprühten alle Zuversicht. Die Märkte hatten es mit kleinen Aufwärtsbewegungen bereits eingepreist. Was denkt sich hierbei ein Trader und ein EA? Ersterer wohl, insofern er rational agiert, dass dieser Vorsprung verdammt gering ist und er sich lieber mal einige Tage zurücklehnt (Emotion: Angst und Ungewissheit). Der EA denkt sich: " WTF ist Brexit? O.o Habe ich keinen Input dazu."

Ersteinmal, ich würde einen Handelsroboter niemals eine gehebelte Position über Nacht halten lassen. Die meisten Politisch/Wirtschaftlich begründeten Börseneinstürze passieren über Nacht.

Sagen wir mal ich hätte eine funktionierende Strategie gefunden,dann wäre das erste was ich zusätzlich ein programmier, bevor ich ihn Live auf einem Konto laufen lasse folgendes:
- Der Roboter holt sich aus einem Wirtschaftskalender die Termine und steigt je nach Auswirkung vorher mit allen Positionen aus.
- Ich stelle eine Schnittstelle bereit, in der ich variable Termine samt Auswirkung eintragen kann. Im möglichen Zeitraum der Terminveröffentlichung wird der Handelsroboter nicht traden und keine Positionen halten.

Ich denke damit kann man schon vielen Unannehmlichkeiten aus dem Weg gehen. Vorausgesetzt man ist bereit manuell ein wenig für einen funktionierenden Roboter zu "Arbeiten".



Beispiel 2. Absturz des Ölpreises und Korrelation auf weitere Märkte gegen Anfang des Jahres. Normalbürger denkt sich: "Geil, billig tanken. BP, Shell etc. werden die niedrigen Preise nicht gefallen, aber alle anderen Firmen, die Kraftstoffe benötigen, wie Fluggesellschaften, Autovermietungen usw. wird dies beflügeln." Tatsächlich war es aber so, dass die Preise schon länger rapide nach unten gingen und die Staatsfond der Ölforderländer massiv ihre Wertpapierbestände abbauten, um deren Gewinnrückgang abzufedern. Dies führte nach Angebot und Nachfrage zu sinkenden Kursen. Auch hier denkt sich der EA sich : "Ich bekomme nur Forex Daten. Keine Ahnung was WTI gerade macht". Der Trader hingegen weiß, dass sich die Lage nicht verbessern wird, solange der Ölpreis nicht steigt, und wird sich daher nicht long positionieren.

Solche Probleme sind weitestgehend (wenn überhaupt) nur mit eine künstlichen Intelligenz zu lösen.
Aber solch langfristigen Ereignisse muss man als Hausherr eines dummen Handelsroboters selbst sehen und reagieren.
Ich sehe einen Handelsroboter als helfende Unterstützung und nicht als eine Art "Sklave".


Um auf ein Fazit zu kommen: Ein EA generiert aufgrund seines Tunnelblicks auf einen bestimmten Markt nur sehr wenige Variabeln. Das Gehirn hingegen nimmt hingegen sehr vieles wahr und filtert auch dementsprechend. Dazwischen muss von dem Anwender des EAs eine Brücke geschlagen werden. Dies kann m.E. entweder dadurch geschehen, dass du versuchst dem EA (d)ein menschliches Handeln anzuprogrammieren oder man erkennt selbst für den EA renditereiche Marktphasen und setzt den EA nur dementsprechend ein.
Es geht also um ein (subjektives) Filtern der Marktlage und das wirkliche 1:1 Kopieren der menschlichen Handlung.

Da stimme ich dann auch zu.


Sollte jetzt einfach mal ein kleiner(viel zu lange geratener) Einwurf sein, welche Erfahrungen ich mit EAs gemacht habe, die auf einer guten manuellen Strategie beruhen, aber im ersten Schritt nicht erfolgreich sind.

Beste Grüße,
Flo

P.S: Ich selbst versuche mich gerade an der mathematischen Definition des "Vorteils" nach Birger Schäfermeier (siehe Youtube), um diesen als Filter zu verwenden.

Den werde ich mir auch mal anschauen.