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Alt 02.01.12
david.oliven david.oliven ist offline
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david.oliven befindet sich auf einem aufstrebenden Ast
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gute info und wichtig.
gut und verständlich geschrieben.

- DO



Zitat:
Zitat von marccee Beitrag anzeigen
Vielen Dank für Eure Antworten.

Ich habe inzwischen begonnen, einen eigenen EA zu konstruieren. Die programmierte Strategie selbst ist noch recht einfach, ein gutes Money Management halte ich für weitaus essentieller. (Falls tatsächlich Interesse besteht, steuere ich gerne auch Codeschnipsel zu einem "Foren-EA" bei.)


Kurz noch zum Thema Money Management

Ich habe immer wieder festgestellt, dass speziell bezüglich der Kelly-Formel einige Mißverständnisse vorherrschen. Deshalb kurz zur Erklärung...

Jeden stochastischen Prozess, der mit Gewinnen und Verlusten auf einen eingesetzten Geldbetrag zu tun hat, kann man anhand verschiedener Kriterien "optimieren". Die Kelly-Formel ist eine mögliche Optimierung: Es kann mathematisch nachgewiesen werden, dass bei Einsatz einer anhand der Kelly-Formel ermittelten Geldmenge langfristig (!) der Return maximiert werden kann. Das bedeutet, für jede Kombination der Parameter "Gewinnhöhe", "Verlusthöhe" und "Gewinnwahrscheinlichkeit" existiert ein exakter Prozentsatz (vom Gesamtkapital), dessen Einsatz den langfristigen Gewinn des Systems maximiert.

Das bedeutet aber auch, dass dieser Kelly-Wert auch die Schranke vorgibt, ab welcher die langfristigen Gewinne wieder sinken... und teilweise sogar negativ werden, selbst wenn das System grundsätzlich gute Trades macht. Man kann also auch mit einem guten System verlieren, wenn man den falschen Prozentsatz vom Kapital einsetzt!
Doch selbst, wenn der eingesetzte Betrag nicht zu Verlusten führt: Jede Abweichung vom Maximum bedeutet für das Kapital ein unnötiges Risiko. Der minimale Drawdown ist nämlich klarerweise genau so hoch wie der eingesetzte Prozentsatz vom Kapital (in der Annahme, dass man auch die Stops korrekt justiert hat). Die Höhe des minimalen Drawdowns (nicht das Maximum) ist also linear abhängig vom eingesetzten Kapital. Für die Höhe der Gewinne gilt das aber nicht! Weicht man also vom Optimum ab, so senkt man die Höhe der möglichen Gewinne weit rascher als den Drawdown. Man geht also ein unnötiges Risiko ein.

Nun ist aber die Kelly-Formel - streng genommen - nur anwendbar, wenn die Gewinne und Verluste konstant bleiben. Bei Wetten ist das der Fall, beim Trading nicht. Ich weiß, dass einige Trader annehmen, man könnte stattdessen einfach den "Mittleren Gewinn" und den "Mittleren Verlust" einsetzen. So einfach ist das aber leider nicht.
Ganz falsch ist die Kelly-Formel fürs Traden nicht. Jedenfalls besser als einen beliebigen Wert einzusetzen. Sie trifft aber üblicherweise nicht genau das Optimum.
Tatsächlich existiert für die Ermittlung des optimalen Kapitaleinsatzes im Trading keine so einfache Formel wie Kelly. Stattdessen muss man eine Optimierungsaufgabe lösen - wobei man die History des Systems verwendet. Das könnte man nun einem EA einprogrammieren, das System könnte also regelmäßig adaptieren. (Das Money Management wird hier adaptiert, wohlgemerkt - nicht die Strategieparameter!) Einfacher und praktikabler ist aber wohl die manuelle Adaptierung - zum Beispiel anhand einer Tabellenkalkulation. Zumal dann die Performance des MetaTrader nicht so leidet.


Wie gesagt: Ich weiß nicht, inwieweit Euch das alles schon bekannt ist. Es würde mich freuen, wenn ich einige Unklarheiten beseitigen kann. Aber nehmt's bitte nicht persönlich, falls ich damit etwas erklärt habe, das hier zum Allgemeinwissen gehört.
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David O

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